Harald Dreßing, Joe, Andreas Hoell, Leonie Scharmann, Anja M. Simon, Ann-Christin Haag, Dieter Dölling, et al.; Zitate von: Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche; Deutsches Ärzteblatt; 122(11), 285 ... ..., May 30 2025
Hintergrund:
Sexualisierte Gewalt zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen im Allgemeinen ist ein weltweit verbreitetes Phänomen. Die bisherigen Kenntnisse über das Dunkelfeld und die situativen Tatkontexte sind nicht nur in Deutschland unzureichend.

Methode:
In Zusammenarbeit mit infratest-dimap wurde eine auf Repräsentativität ausgelegte deutsche Bevölkerungsstichprobe von Personen, die zwischen 18 und 59 Jahren alt waren, erstellt. Die Befragung wurde als Kombination aus schriftlich-postalischer und Online-Befragung im sogenannten Mixed-Mode-Design im Zeitraum Januar 2024 bis Oktober 2024 durchgeführt.

Ergebnisse:
Insgesamt wurden 10 000 Personen schriftlich kontaktiert, die Rücklaufquote betrug 30,2 %.
Die Gesamtzahl der von sexualisierter Gewalt Betroffenen lag bei 12,7 % [...].
Die Betroffenenrate betrug bei Frauen 20,6 % und lag bei Männern bei 4,8 %. Auffällig war, dass Männer häufiger sexualisierte Gewalt in Sport- und Freizeiteinrichtungen, im kirchlichen Kontext und im Rahmen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe erlebten.
37,4 % [...] der Betroffenen hatten bisher keiner Person von der Tat berichtet.
Von sexualisierte Gewalterfahrung über das Internet und soziale Medien berichteten 31,7 % [...] der Befragten.
Das psychische Befinden der von sexualisierter Gewalt Betroffenen war schlechter als das der Nichtbetroffenen.

Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse weisen auf ein erhebliches Dunkelfeld hin. Die Ergebnisse zu den
unterschiedlichen Tatkontexten, zum Beispiel das Überwiegen von männlichen Betroffenen im institutionellen Kontext, zeigen auch die Notwendigkeit differenzierter Schutzkonzepte sowohl bezüglich der Schutzbefohlenen als auch im Hinblick auf potenzielle Täterinnen und Täter.
Seikowski, K.; Was ist Pädophilie?; Sexualmedizin; 1999(12), 327 - 332
In der letzten Zeit häufen sich im Fernsehen und in der Presse Berichte über „Kinderschänder“. Die Begriffe Pädophilie, sexueller Missbrauch, sexueller Missbrauch von Kindern, Täter, Kinderprostitution, Perverse, Sexualverbrecher, Sexmonster, Sexverbrecher, Sexgangster, Sexualmörder, Sexmörder, Pädokriminalität beziehungsweise Pädo-Selbsthilfegruppen als „Sex Kongress der Kinderschänder“ werden so gebraucht, als handele es sich um ein und die gleichen Personen beziehungsweise um ein und das gleiche Phänomen. Dabei sieht die Wirklichkeit ganz anders aus (...).
Gleichermaßen werden sexuelle Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen aber auch sehr kontrovers diskutiert. Die extremsten Polarisierungen werden von Vogel und Amendt vertreten: Während Amendt (...) diese Kontakte als inzestuöse Beziehungen versteht, spricht Vogel (...) von „Staatsgewalt gegen Kinder“. Es sei nicht zulässig, Kindern vorzuschreiben, welche Form von Sexualität ihnen zustehe. Es wird erforderlich, genau zwischen diesen einzelnen Begriffen zu unterscheiden.
O’Carroll, Thomas; Kindliche »Unschuld« ist kein Ideal; Sexuality & Culture; April 2018
Malón (2015) kam zu dem Schluss, dass die üblichen Argumente gegen sexuelle Beziehungen zwischen Er-achsenen und Kindern vor der Pubertät nicht ausreichen, um deren moralische Zulässigkeit unter allen Umständen auszu-schließen. Diese postulierte Lücke versuchte Malón (2017) 2 mit Tugendethik zu füllen. Diesen ugendethikansatz im zweiten von Malóns Fachartikeln fechtet der vorliegende Aufsatz an, indem er

(1) die Ansicht in Frage stellt, dass Sex ein außergewöhn-licher Teilaspekt der Moral ist, der eines Tugendansatzes bedarf,
(2) die Ansicht in Frage stellt, dass die Tugendethik greift, wo andere Argumente gegen die Zulässigkeit von sexuellen Kind-Erwachsenen-Beziehungen scheitern, und
(3) geltend macht, dass solche Beziehungen im Lichte eines anderen Tugendverständ-
nisses tugendhaft erscheinen können